pazifik Brief

29. November 2004

Montag, 29. November 2004


Pacific



Liebe Freunde


Warum um Himmelswillen landen Flugzeuge um 03.00 Uhr morgens? Wer will denn schon zu so einer unchristlichen Zeit an einem Flughafen (ob Heimat oder auch nicht) ankommen, sein Gepäck mit Bangen erwarten, Bus oder Taxi erjagen und ins dunkle Nichts fahren, das doch im Ferienprospekt so wunderschön aussah?!


In Samoa ist dies, wenn man Polynesian Airline fliegt, jedenfalls so und, weil die Nacht so schön ist, fliegt man in Samoa auch wieder um 01.00 Uhr morgens ab, damit die Landung auf Tonga dann auch wieder um 03.00 Uhr morgens erfolgen kann...! Also auch nichts apropos schönem Inselrundflug!


Zur Route:


Flug von Sydney via Auckland und Tonga nach Westsamoa, 11 Tage Aufenthalt dort, dann wieder zurück nach Tonga und dort dann nochmals 9 Tage Aufenthalt.


Zu den Inseln:


Westsamoa faszinierte uns vor allem durch sein friedliches Ambiente und seine spektakuläre Szenerie. Auch wenn es aus insgesamt neun Inseln besteht, von Vulkangestein bis zum Regenwald, haben wir uns entschieden, alle neunTage auf Upola (der grössten Insel) zu verbringen. Das Klima dort war feucht-heiss, aber nicht unangenehm und solange man vor den plötzlich auftretenden halbstündigen


Regengüsse in einen Laden oder ins Auto hechten konnte, völlig OK.


Die Insel selbst kann in einem Tag per Auto umrundet werden. (Wir haben dies übrigens auf drei Tage verteilt und ausserdem noch eine Neuseeländerin mit genommen, was uns ein bisschen in Sachen Kiwi-Dialekt auf unsere spätere Destination vorbereitete ). Upola ist in der Mitte der Insel sehr hügelig und zugewachsen mit Regenwald. Die Strassen, von einem Dorf zum anderen, sind häufig gesäumt von wunderschönen Büschen und Sträuchern. Das gibt den kleinen Strassen, die meistens schwarz geteert sind, einen unglaublich gepflegten und hübschen Anschein. In den Dörfern dominieren heute immer noch die Fales (Häuser ohne Seiten- und Innenwände), welche typisch für Samoa sind. Tagsüber wird der Hausrat, sprich Mobiliar, in einer Ecke zusammengeschoben und für die Nacht wird, was gerade gebraucht wird, auf diesen einzigen grossen Raum verteilt. Die Bekleidung der Männer besteht auch heute noch aus einem langen Rock, anstatt aus Hosen, was sehr gepflegt, traditionell und selbstbewusst aussieht.


Offene Herzlichkeit wurde uns überall entgegengebracht und wir haben hier die schönsten lachenden Gesichter unserer bisherigen Reise gesehen! Sei es auf der Strasse, in den Dörfern oder auch am Fischmarkt (auf dem wir mit einem österreichischen Paar einen Barrakuda fürs gemeinsame Nachtessen erstanden), wo wir auch waren, wir waren von ehrlicher Freundlichkeit umgeben.


Die gesamten 11 Tage wohnten wir in einem Bed`n Breakfast in der Haupt-„Stadt“. Dies machte es uns einfacher, die Insel zu erkundigen, Einheimisches zu kochen, (wie z.B. der erwähnte Barrakuda (Barrakuda Steaks vom Grill = sensationell!)), und ein paar Leute „intensiver“ kennen zu lernen. Wir freuen uns heute schon auf ein Wiedersehen mit den Wienern (Heidi und Michael).


Auf Samoa waren wir dann nach dem Besuch eines der weltweit 7 Baha'i-Tempels so interessiert, dass wir uns entschlossen der Sonntagszusammenkunft beizuwohnen. Ein dortiges Gespräch mit dem ehemaligen Chefarzt vom hiesigen Spital gab uns noch etwas Aufschluss über die medizinische Versorgung auf Samoa und deren Probleme. Anschliessend wurden wir vom „Verwalterehepaar“ des Baha'i Tempels zum Nachtessen eingeladen, wo sie uns geduldig unsere noch offenen tausend Fragen beantwortet haben und etwas neidisch auf mich waren, hatte ich doch bereits schon die Tempel in Haifa (Israel) und Delhi besucht. Es war faszinierend!


Wen's interessiert und wer noch mehr über diese junge Religion wissen möchte: www.bahai.org .


Der Abflug von Samoa gestaltete sich dann als schwieriger, als wir dachten. Da das einzigen Flugzeug der Polynesian Airlines drei Tage vor unserem Abflug einen technischen Schaden hatte, war es einfach nicht klar, ob und wann wir fliegen. Das bescherte uns dann eine weitere von der Airline bezahlte Nacht und mehrere Countdowns. Zuerst hiess es: „Wir fliegen heute um 10.00 Uhr“, dann ein Fax an der Hotelreception „wir fliegen um 20.00 Uhr“ und dann „um 24.00 Uhr, aber natürlich nur, wenn das Flugzeug auch da ist“.


Auf einen von mir gemachten und als locker gedachten Spruch im Polynesian Office „You‘ve got a little bit bad luck with your plane“ bekamen wir die uns nachdenklich machende Anwort „a crash is bad luck, not a delay for some days!“ Somit wussten wir „what realy matters in live“ und warteten völlig entspannt auf unseren Flug....


Jedenfalls flogen wir dann morgens um 01.00 Uhr ab, um 02.30 Uhr in Tonga zu landen. („Tonga by night“ ist übrigens „Samoa by night“ zum Verwechseln ähnlich).


Dass wir auch dabei die Datumslinie wieder überschritten haben, führte zu zusätzlichen Fragen, ob wir nun einen Tag jünger oder älter sind und wo dieser Tag denn nun eigentlich hin ist?.


Das Königreich Tonga, regiert von König Taufa‘ahu dem vierten, ist auf unzählige kleine und kleinste polynesische Inseln verteilt, viele davon gelten als unbewohnt. Diese Inselgruppen werden mit mehrere Booten und/oder einer Royal Tonga Airline - welche, wenn sie nicht gerade pleite ist oder sonst ein unerklärliches Problem hat, am Fliegen verhindert ist – miteinander verbunden. Somit beschlossen wir schon auf Samoa, dass wir auf Tonga eine Insel auswählen werden, die nahe der Hauptinsel Tongatapu liegt, um höchstens vom Wellengang abhängig zu sein.


So verbrachten wir zwei Nächte auf Tongatapu und sieben auf Atata, 45 Bootsminuten von der Hauptinsel entfernt. Die Hauptinsel selbst entpuppte sich für uns als zu uninteressant, mit wenig Charme und eher trostlos und schmutzig. Sprichwörtlich „nothing to write home about“.


Um doch noch etwas zu Insel und Strandleben, sprich Ferien vom Reisen, zu kommen, setzten wir mit einem kleinen, aber seetüchtigen Schiff über nach Atata ins Royal Sunset Resort ( www.royalsunset.to ), wo für die nächsten sieben Tage nichts anderes als Sünnele, Schnorcheln, Schwimmen und Kajaken angesagt war. Ausser dem Sunset, war auch noch der Strand und das Essen „Royal“; geduscht wurde aber mit Salzwasser, denn der Meeresspiegel steigt und steigt und dringt immer mehr in ihr Süsswasserreservat ein. Bei den neuen Besitzern (sechs Italienern) herrschte deshalb etwas gedrückte Stimmung, da sie den Besitz erst vor zwei Monaten, mit noch Süsswasser, angetreten hatten und nicht mit dem Kauf einer neuen Pumpe so schnell rechneten, mit welcher sie das Problem dann wieder für einige Zeit lösen können.


Das Dorf auf Atata war übrigens den Dörfern der Hauptinsel sehr ähnlich. Ungepflegt und nicht gerade schön. Wir besuchten dort unter anderem die Schule und spendeten dem Lehrer etwas Geld für neue Schulbücher. Auch dort gab es die Tonga-typischen Häuser mit ihren gewölbten Dächer nicht mehr (vielleicht gibt es diese ja noch auf anderen, weiter entferntere Inseln) und nur noch ganz wenige Einheimische sieht man in mit Bastmatten umwickelten Röcken, ihrer traditionellen Bekleidung. Die heutige Kleidung auf Tonga ist amerikanisch: Jeans, T-Shirt, Cape. Eigentlich schade....


Trotzdem war es sehr schön so zu entspannen, nicht jeden Tag zu fahren und nicht selbst zu kochen, also wirkliche Ferien vom Reisen!


Zum nächste Mail:


Muscheln und Oyster suchen an den Stränden der Südinsel Neuseelands und warum wir unseren Weiterflug von Christchurch nach Melbourne um eine Woche verschoben haben....


Herzliche Grüsse 


Daniel & Monika