Dienstag, 25.Mai 2004
Herbst in Lima
Hallo out there
Von den Galapagos noch völlig überwältigt über Fauna und Flora waren wir noch für 5 Tage in Quito, Ecuador.
Quito, die Hauptstadt mit 1,6 Mio. Einwohnern auf 2850m Höhe gelegen, hat uns im wahrsten Sinne des Wortes etwas atemlos gemacht. Wir sind innerhalb einer halben Stunde von "Sealevel" auf die 2850m geflogen und das Akklimatisieren dauert eben ca. 5 Tage - je nach Typ.
Ecuador hat total 12 Mio. Einwohner, davon ca. 800'000 Analphabeten. Der grösste "Export- Schlager" ist das Erdöl...doch der Erlös deckt nur die Zinsen der Landesverschuldung. Rosen sind die neue Devisen-Einbringer - ausser sie werden vom Staatspräsident zur spanischen Hochzeit im Handgepäck zu 25'000 Stück verschenkt, wie letzte Woche geschehen...Aber hier in Ecuador sind die Rosen allgegenwärtig und wunderschön, vor allem in den Hotels sind sie dutzendweise anzutreffen.
In Quito waren wir (man darf es kaum sagen) im Hotel Chalet Suissa – es war das einzige Hotel, welches mit dem Rabatt unseren Vorstellungen sehr nahe kam.
Ein Polizist, nota bene, verdient etwa 200 Dollar (eine eigene Währung hat Ecuador vor Jahren abgeschafft), eine einfache Wohnung kostet etwa 100 Dollar - von einem 50% Verhältnis Einkommen zu Wohnkosten würde in der CH eher abgeraten....dafür regelt der Polizist aber nur Kreuzungen mit Ampeln...man sieht, in Ecuador muss man früh aufstehen, um zu überleben.
Von Quito aus unternahmen wir einen Ausflug auf den Vulkan Cotopaxi (Grosser Berg). 5897m hoch, bis 4800 schafften auch wir es. Ein uns bislang unbekanntes Erlebnis, diese Höhe. Fünf bis zehn Schritte wurden jedesmal unterbrochen mit "Luftschnapp-pausen". Wir haben wohl noch nie so langsam einen Berg erklommen. Bis zur Hütte war der Weg sandig, mit Vulkansteinen zweier Arten: die Schweren, "durch Ströme ergossenen" und die Leichten, die von der Explosion hoch geschleuderten und in der Luft erkühlten Steine (Bimsartig). Ab 4800m war nur noch ewiges Eis - darauf haben wir dann aber verzichtet. Wildpferde sind am Cotopaxi bis auf etwa 4000m eine schöne Abwechslung und machen das Bild zu einem unbeschreiblich friedlichen Ausdruck..
Mehr oder weniger touristische Märkte waren dann noch auf dem Programm, allesamt ungeheuer farbenfroh und über die "Panamericana" zu erreichen, welche privatisiert (4-spurig) in sehr gutem Zustand ist - aber, in den Dörfern, wo sie den Gemeinden gehört, kann sie nur mit Verlust einer Achse mit mehr als 20 km/h befahren werden, sogar mit dem 500er Landcruiser!!!
Seit drei Tagen sind wir in Lima. Es ist Herbst in Lima. Die Statistik sagt eine Stunde Sonnenschein pro Tag voraus - die Fehlerquote liegt bei fast 100%...Lima sitzt im Nebel, 7 Mio. Menschen sitzen mit. Die anderen 19 Mio., die in den Anden oder sonstwo an der Küste leben, haben etwas mehr Glück. In zwei Tagen werden wir die peruanische Sonne, von der die Azteken schon bildlich (wegen fehlender Schriftform) berichtet haben, suchen gehen.
Lima hat einen Strand, mit dem Charme einer Baugrube. Plötzlich fallen steile, abbröckelnde Kieswände senkrecht ab und landen in einer riesigen Kloake - das Meer. Hier zu baden heisst der Typhusimpfung einen Sinn zu geben!
Kriminalität heisst in Lima: in jedem Restaurant eine Kette an jedem Stuhl zu finden: die Handtasche wird daran gesichert....
Lima hat Museen, in denen Ausstellungen, wie solche "in Basel", fast etwas in den Schatten rücken. Hier sieht man gut erhaltene Mumien und Schädel von den "Chavin" (1200 vor Chr.)und den "Wari's" bevor die Azteken 1300 n Chr. für kurze Zeit das "Zepter" in Peru übernahmen.
So, heute abend kommen 6 Schweizer, welche mit uns die Südamerikarundreise machen werden. Bis anhin haben wir uns mit unserem Italienisch/Lateinisch-Gemisch zwar in Museen und Taxis noch über die Runde gebracht, doch nun lassen wir uns in einer Gruppe treiben - durch den Amazonas, über die Anden, den Titikaka-See, nach Bolivien, Argentinien und Brasilien. Von dort werden wir uns in ca. 20 Tagen wieder melden.
Ein herzlicher Gruss aus der Stadt der Könige
Daniel & Monika
Montag, 21. Juni 2004
Over the Rainbow
Hallo
Überwältigt von wunderschönen Erlebnissen, haben wir Südamerika von Rio aus in Richtung Los Angeles vor ein paar Tagen verlassen. Rio de Janeiro (Fluss des Januars) verdankt seinen Namen einem Irrtum der Portugiesen, weil sie damals die Lagune von Rio als Flussmündung deuteten...
Doch ich versuche von vorne anzufangen.
In Lima stiessen wir zur "Vögele-Grosse Südamerika Rundreisegruppe“ hinzu.
Die Gruppe mit total 11 Personen war mehr als nur angenehm! Zwei davon (Monika & Yves) haben wir auf dieser Rundreise besonders ins Herz geschlossen und Monikas Lachen wird uns noch lange weiter begleiten. Fehlen wird uns ihr Fachwissen in Botanik als Floristin (!) - aber jetzt sind wir ja in der Wüste Nevadas.
Die Südamerika Route:
von Lima nach Puerto Maldonado (1), nach Cuzsco (2), Puno (3), von dort über den Titicacasee nach La Paz (4),weiter nach Buenos Aires (5) zu den Iguazu Wasserfällen (6) und dann nach Rio.
(1) Puerto
Maldonado liegt an einem Zuläufer des Amazonas (Rio Madre de Dios) an der Grenze zu Bolivien in Peru. Das Ziel war die Sandoval Lodge, an einem See gelegen, welcher durch einen abgeschnittenen
Flusslauf entstand.
Im Urwald Tiere zu beobachten ist durch die Dichte des Primärwaldes eher schwierig. Vom Einbaum aus gelang es uns aber um 06.00 Uhr morgens einige Affenarten (Brüllaffen, Totenkopfaffen, Klammeraffen) zu beobachten! Nachts beim Eindunkeln galt es die glitzernden Augen der Kaimane im Scheinwerferlicht der Taschenlampen zu entdecken...mit vollem Erfolg!
Die roten Aras blieben leider den geübten Augen unserer Reiseleiterin Claudine vorbehalten...die wollten einfach nicht in "Kodak-Nähe" kommen, so mussten wir uns mit Ihrem Gekrächze begnügen - sie lachten wohl über uns.
Die bis zu 30m hohen Palmen, Chinin-Bäume, Kakao-, Kaffee-, Gingersträucher, blühende Heleconien, usw., boten aber schon mehr als Abwechslung! Oder der Ameisenbaum: immer alleinstehend (nicht mit Schmarotzerpflanzen bedeckt) in Symbiose mit Ameisen lebend, welche in der Rinde des Baumes leben und einnistende Wurzeln gleich beseitigen - ist sofort zu erkennen! Oder der Hoacim-Vogel: mit drei Mägen, damit er wirklich alles verdauen kann - auch was er nicht fressen sollte - scheint die Evaluation schlicht zu ignorieren!
Die Urwalderfahrung für uns: eher besinnlich & ruhig, erstaunlich kühl bei tagsüber 14 Grad mit sehr frühen "wake-up-calls", die sich aber lohnen!
(2) Cuzso (auf deutsch: der Nabel), auf 3300m gelegen, ist eine wunderschöne Stadt, auf den Ruinen der Incas gebaut, welche dort 1200 n. Chr. ihre Hauptstadt gründeten.
Rund um die Stadt sind beeindruckende Ruinen vorhanden, die alle von den Incas zeugen ( 1200 n. Chr. bis 1533). Die Spanier waren aber vernichtend zu Werke!!
Es folgte der obligate Ausflug nach Macchu Picchu, ein grandioses Bauwerk und wohl die faszinierendste Incastätte.
Wie meistens auf dieser Reise, war ich aber von der beeindruckenden, üppigen, subtropischen Landschaft auf 2400m Höhe und der gewaltigen Aussicht fast mehr beeindruckt!
(3) Nach der vielen Fliegerei (mit zum teils "halsbrecherischen" Landungen in Bergkessel - Cuzso) folgte nun eine eintägige Bahnfahrt von Cuzso nach Puno: 384km in 10 Stunden = ?km/h?!?
War es das "Ruckelzuckel" des Zuges oder die Höhe (3800m) wir fühlten uns, als hätten wir die Strecke zu Fuss hingelegt.
Etwas Oxygen aus der Flasche, vor und nach der Nacht, brachte uns aber wieder in Form, so dass wir - einmal mehr um 06.00 Uhr morgens - die Uros Indianer mit ihren Schilfbooten und ihren schwimmenden Schilfinseln besuchen konnten.
Die Uros leben in der grossen Bucht von Puno und der Halbinsel Capachica. In dieser Lagune breitet sich ein grosser Totora-Schilfgürtel aus. Dieses Schilf ist das Lebenselement der Uros. Bei unserem Besuch war das Schilf der Insel noch gefroren! Überleben heisst hier zusammenrücken - Single-Haushalte würden erfrieren...!
Anschliessend ging die Fahrt über den Titicacasee, der höchst gelegenste schiffbare See der Welt. Auch hier: Natur Pur! Glasklares Wasser, riesiger See mit den schneebedeckten Königskordilleren mit 6500m Höhe im Hintergrund - kitschig schön!
(4) Von diesem
Highlight weiter nach La Paz (3800m - 4100m), wo eine extra lange
Startpiste für Flugzeuge bereitsteht, weil nicht nur der Mensch auf dieser Höhe mehr Anlauf braucht, um auf Touren zu kommen!!
La Paz: der städtische Tiefpunkt auf unserer Reise bisher, konnte uns nicht verzaubern.
Dafür sind wir seit dieser Station ....Studenten. Andere Traveller gaben uns den Tip, das "muss man fast sein" und wir sind es jetzt auch offiziell, halt auf Südamerikanische Art, für 25 Dollar...!
(5) Dafür war Buenos Aires eine sehr gefällige Stadt: nichts exotisches wie Cuzsco, aber dafür das Paris von Südamerika. Hier entstanden auch - ehem - die ...nächsten Ferienpläne..., nun ja, das Leben muss ja auch nach einer Weltreise weiter gehen ...jedenfalls haben wir mit "Monika & Yves" beschlossen im 2006 auf eigene Faust dieses Land unsicher zu machen. Früher bekannt als teuerstes Land von Südamerika ist es heute so günstig wie die anderen Länder auch.
(6) Wieder im Flugzeug nach Iguazu (Argentinische Seite) erlebten wir ein Beispiel Südamerikanischer Bestechlichkeit: für 100gr. CH-Schoggi war die Boing 737 in unserer "Gewalt" und flog eine 8 über den Fällen in atemberaubender niedriger Höhe. Unser Dank gilt auch hierfür Claudine, unserer Reiseleiterin, welche die "unverfrorene" Idee hatte: "mir chois ja probiere!" Und Dank an Heidi, welche die Schoggi sponserte!
Die Wasserfälle auf einer Breite von 4km , 20 Hauptfälle und 200 Nebenfälle liegen im Dreieck von Paraguay, Brasilien und Argentinien. Die eindrucksvollste Seite ist die Brasilianische - die konnte echt begeistern! Hier war man wörtlich "over the rainbow"!
Und vom Urwald flogen wir dann etwas zickzack über Sao Paulo nach Rio de Janeiro.
Was wir erwarteten? Kriminelle Stadt, Armut, Dreck, Prostitution.
Was wir fanden? Das Gegenteil! Die Copacabana war top sauber, Prostitution nachts am Rande bemerkbar, die Stadt gefällig.
Was wir über Rio sagen können, gilt für uns für ganz Südamerika. Wir sind in Rio mit den "Mercedes mit Chauffeur für die Armen" (sprich Bus) gefahren, spottbillig, Menschen hilfsbereit. Wir wurden auch auf langen Strecken im Bus nicht vergessen: da hinten sind doch die Ausländer, die müssen jetzt hier raus!
Was in Spanisch mit unseren Italienischkenntnissen noch funktionierte, war in Portugiesisch gar nichts mehr möglich - und doch, mit Herzlichkeit kamen uns die Einheimischen entgegen.
Wir haben in einem Sambalokal, das wohl noch nie Touristen sah, gegessen und wir freuten uns an der einmaligen Ambiance und die Einheimischen freuten sich, dass wir da waren!
In Buenos Aires gingen wir dem Tip nach von "Sascha & Monique" (Galapagos) und landeten in einer Einheimischen Beiz und genossen das beste Fleisch der Reise in denkwürdiger Atmosphäre. (Merci für den Tipp!)
Alle Eindrücke von Südamerika sind gut! Für Einsteiger ist die Rundreise von Vögele sehr empfehlenswert - wenn auch das "Damoklesschwert" von Kriminalität und dem Spanisch, das wir nicht können, nie wirklich zu bemerken war.
Und jetzt sitzen wir in der Ruhe eines 19 Feet Campers in der Wüste Nevadas und erzählen dann beim nächsten Mal, wie man ein im Sand festgefahrener Camper von 3,8 Tonnen in 5 Minuten wieder flott bekommt....
Seid herzlichst gegrüsst
Daniel & Monika